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Unser Team-Kollege Yasuyuki arbeitet seit Anfang 2023 von Japan aus fĂŒr uns und berichtet von dort ĂŒber seine spannenden EindrĂŒcke und Erfahrungen. In seinem dritten Blogbeitrag geht es um den Arbeitsalltag in Japan und er erzĂ€hlt von HĂŒrden und Vorteilen, die das Remote-Arbeiten mit sich bringt.
Hallo und Konnichiwa (ăăă«ăĄăŻ)! Willkommen zurĂŒck â in meinem ersten Blogbeitrag habe ich euch erzĂ€hlt, wie ich darauf kam, nach Japan zu ziehen und remote fĂŒr die l.i.n.e. in Deutschland zu arbeiten. Heute möchte ich nochmal etwas genauer ĂŒber die ersten HĂŒrden meiner geplanten Auslandserfahrung sprechen und euch einen tieferen Einblick in mein Leben und Arbeiten am anderen Ende der Welt geben.
Wie ihr vielleicht in meinem ersten Beitrag gelesen habt, war der erste Schritt auf meinem Weg ins Ausland ein GesprĂ€ch mit meinem Chef. Ich musste schlieĂlich zuerst einmal fragen, ob ich fĂŒr zwei Jahre nach Japan auswandern und von dort aus remote fĂŒr l.i.n.e. communication arbeiten darf. Nachdem er dem Ganzen zustimmte, nahm mein Traum nach und nach Form an und ich konnte anfangen, konkrete PlĂ€ne zu machen.
Die Vorbereitung meines Umzugs nach Japan war mit einer Vielzahl von Herausforderungen verbunden, von administrativen Angelegenheiten, wie Versicherungen und Steuern, bis hin zur Suche nach einer Unterkunft. Meine Sondersituation als in Deutschland geborener Japaner mit einer japanischen StaatsbĂŒrgerschaft hat den Prozess zusĂ€tzlich verkompliziert. Ich musste irgendwie sicherstellen, dass ich mein Visum fĂŒr Deutschland nicht verliere.
Hinzu kam, dass ich ohne japanische Handynummer und festen Wohnsitz kaum Chancen auf eine Langzeitmiete hatte. Ăber die Plattform Smart Relocate habe ich dann kurz vor meiner Ausreise doch noch eine Bleibe gefunden. Und das Problem mit der Handynummer konnte ich zum GlĂŒck dank einer hilfsbereiten Freundin lösen, die mir ihre japanische Nummer zur VerfĂŒgung gestellt hat.
Als deutsche Person wĂ€re man vermutlich mit anderen HĂŒrden konfrontiert worden, wenn man einen Remote Job in Japan plant. Man mĂŒsste ein japanisches Visum beantragen und hĂ€tte ebenfalls das Problem mit der auslĂ€ndischen Handynummer und der Wohnungssuche. Hinzu kommt die Sprachbarriere, denn nicht immer kommt man hier mit Englisch weiter. Zum GlĂŒck kann man sich heutzutage gut ĂŒber Apps wie Google Ăbersetzer verstĂ€ndigen - ein Kommunikationswerkzeug, dass hier tatsĂ€chlich des Ăfteren verwendet wird. Zu guter Letzt sollte man auch den kulturellen Unterschied nicht auĂer Acht lassen, der das Einleben sicher etwas erschwert â nicht umsonst spricht man in solchen Situationen manchmal von einem Kulturschock.
Vor einem Kulturschock hatte ich persönlich allerdings keine Angst. Ich empfand eine Mischung aus Vorfreude und Angst vor dem Unbekannten â immerhin wĂŒrde ich zum ersten Mal allein in einem fremden Land leben. Trotzdem war ich fest entschlossen und freute mich darauf, diese neue Herausforderung anzunehmen und zu meistern. Die monatelange Recherche, all die Geduld und MĂŒhen hatten sich gelohnt â es konnte endlich losgehen.
Nach zwanzig Flugstunden kam ich in Japan an. Mir wurde schnell klar, dass der leichte Jetlag, den ich erwartet hatte, nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Herausforderungen war, die mich erwarteten. Die administrativen Aufgaben gingen vor Ort weiter â vor allem im Zusammenhang mit meinem Umzug. Auch hier erhielt ich Hilfe von einer hilfsbereiten japanischen Freundin, wofĂŒr ich sehr dankbar war. Ganz oben auf der Liste stand der Kauf eines Handys mit entsprechender japanischer Nummer und die Beschaffung einer Grundausstattung fĂŒr die Wohnung. Zum Arbeiten hatte ich von meinem Chef einen Laptop bekommen, damit ich auch von Japan aus problemlos meine Aufgaben erfĂŒllen kann - darĂŒber musste ich mir also zum GlĂŒck keine Sorgen machen.
Nachdem ich nun die grundlegenden Einzelheiten zum Wohnen und Leben erledigt hatte, konnte ich damit anfangen, mir einen geregelten Alltag zu schaffen. Was hieĂ das fĂŒr mich? Ich musste fĂŒr mich einen neuen Arbeitsalltag etablieren. Die Zeitverschiebung von 7 bis 8 Stunden machte die Anpassung meines Arbeitsrhythmus zunĂ€chst schwierig. Doch dank meiner Erfahrungen im Remote-Arbeiten wĂ€hrend der Corona-Pandemie gelang es mir, mich selbst und meine Arbeitsweise schnell zu organisieren und zu strukturieren. Das Problem war dann eher, meinen Arbeitsrhythmus, dem meiner Kolleginnen und Kollegen aus der l.i.n.e. communication in Köln anzupassen - andersherum natĂŒrlich genauso. Die meisten haben sich schnell daran gewöhnt und berĂŒcksichtigt, dass sie meine erledigte Aufgabe in der Regel erst am nĂ€chsten Morgen im Postfach haben und nicht noch an selben Tag. Doch leider kommt es auch vor, dass Kundenprojekte dringlich sind und zĂŒgig fertig sein mĂŒssen. FĂŒr mich heiĂt das dann, dass ich manchmal in meine Nacht rein arbeiten muss, um es bis zur deutschen Feierabendzeit fertigzustellen.
Die anschlieĂenden Monate waren geprĂ€gt von Anpassung und Akklimatisierung. Ich war selbst ĂŒberrascht, wie schnell ich mich an meine neue Umgebung und den Lebensstil dort eingewöhnen konnte â mein Zuhause war mir schnell vertraut.
Meine Wohnung, gelegen in der PrĂ€fektur Chiba, ist im Vergleich zu einer Standardwohnung in Tokyo sehr groĂzĂŒgig. Mit 40 mÂČ ist sie fĂŒr japanische VerhĂ€ltnisse sehr groĂ. Ich habe drei RĂ€ume â eine groĂe KĂŒche, ein Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer. Letzteres ist, anders als die anderen beiden RĂ€ume nicht mit Laminatboden, sondern Tatami-Matten ausgestattet. In WohnrĂ€umen werden diese aus Stroh gewebten Matten oft als Bodenbelag verwendet.
Wie in Japan ĂŒblich, sind die RĂ€ume in meiner Wohnung durch SchiebetĂŒren getrennt - sogar meine BalkontĂŒr ist eine solche SchiebetĂŒr. Bevor ihr euch fragt: Nein, das betrifft natĂŒrlich nicht die WohnungstĂŒr, denn hier ist eine normale eingebaut. Mit umgerechnet knapp ĂŒber 500 Euro Monatsmiete, ist meine Wohnung den Kölner VerhĂ€ltnissen nicht unĂ€hnlich. Der Grund fĂŒr den recht gĂŒnstigen Mietpreis ist, dass es eine Ă€ltere Wohnung ist. FĂŒr mich ist sie aber perfekt und ein echter GlĂŒckstreffer. In Tokyo selbst kommt man in der Regel nur an kleinere Wohnungen, die dann auch weitaus teurer sind.
Meinen Nachbarn begegne ich nur selten. Man verbeugt sich und sagt Hallo â manchmal hat man auch ein kurzes GesprĂ€ch. Das Haus ist sehr hellhörig, daher versuche ich in meiner Wohnung nicht zu viel LĂ€rm zu machen.
Ich wohne zum ersten Mal alleine. So eine Erfahrung mitsamt eines Remote Jobs, direkt am anderen Ende der Welt zu machen, war eine ziemliche Umstellung fĂŒr mich. Einerseits genieĂe ich die Ruhe und das Alleinsein. Ohne Ă€uĂere Ablenkungen kann ich mich sehr viel besser konzentrieren und kann das Arbeitsniveau beibehalten. Andererseits fĂŒhl ich mich ab und zu einsam, vor allem, wenn ich meine Wohnung lĂ€ngere Zeit nicht verlasse und es auch nicht muss. Zum GlĂŒck gibt es heutzutage viele digitale Möglichkeiten, um dagegen anzugehen. Ich treffe mich oft auf Discord, einem Programm fĂŒr Text- und Sprachchats, mit meinen Freunden aus Deutschland. Ăber Microsoft Teams schreibe ich mit meinen Arbeitskolleginnen und -kollegen und kann, wenn nötig, kurz vor meinem Feierabend (also am deutschen Arbeitsmorgen) auch an Meetings teilnehmen. Und natĂŒrlich habe ich auch schon neue Freunde in Japan gefunden.
WĂ€hrend meiner Zeit hier habe ich ĂŒber Freunde auch Einblicke in die generelle Arbeitsweise Japans erhalten und fand es spannend, einen Blick ĂŒber den Tellerrand der mir bekannten deutschen Arbeitskultur zu werfen.
Einige Unternehmen halten noch an altmodischen Arbeitsweisen fest, wie starken Hierarchien,
Ăberstunden von bis zu 80 Stunden pro Monat und einem Feierabend, der oft erst dann eintritt, wenn der Chef geht â selbst wenn es keine Aufgaben mehr gibt. Vorher zu gehen, wird oft noch als unhöflich und respektlos gesehen. In vielen traditionellen Unternehmen ist es ĂŒblich, dass Mitarbeiter nach ihrem Hochschulabschluss in eine Firma eintreten und bis zur Rente bleiben. Beförderungen erfolgen oft aufgrund von SenioritĂ€t statt Leistung.
Durch die COVID-19 Pandemie scheint der Stein aber ins Rollen gekommen zu sein, denn es gibt vermehrt flexible Arbeitsmodelle und Home Office-Angebote. Allerdings wurde mir berichtet, dass einige Unternehmen die Remote-Arbeit wieder eingeschrĂ€nkt und ihre Mitarbeiter zurĂŒck ins BĂŒro beordert haben. Der Wandel ist spĂŒrbar, doch der Ăbergang von Tradition zu modernen Arbeitsweisen ist im Vergleich zu westlichen LĂ€ndern langsamer â was sicher auch mit der hier oft spĂŒrbaren tiefen kulturellen und traditionellen Verwurzelung zu tun hat.
Mein Arbeitsalltag wird nach wie vor von deutschen Gepflogenheiten und Erwartungen geprÀgt und eigentlich bin ich auch ganz froh, dass wir es in Deutschland etwas anders halten mit den Arbeitszeiten und Hierarchien.
Wie eigentlich alles im Leben, gibt es auch bei Remote Jobs im Ausland, in meinem Fall natĂŒrlich Japan, seine Vor- und Nachteile.
Ein groĂer Vorteil ist, dass ich Aufgaben, die nicht unmittelbar fertig sein mĂŒssen, wĂ€hrend der ânormalenâ Ortszeit erledigen kann. Sobald ich sie abends beende, sende ich sie an meine Kollegen, und sie haben sie morgens in ihrem Posteingang. Zudem ist es entspannter zu arbeiten, da es in Deutschland Nacht ist und so keine spontanen Aufgaben und Nachrichten oder Anrufe reinkommen, die den Arbeitsfluss stören. So können wir bei unseren Projekten manchmal sogar vor der Zeitwelle reiten.
Die Remote-Arbeit hat mir geholfen, mich schneller an neue Situationen anzupassen und auf unkonventionelle Weise Probleme zu lösen. Ebenso macht es SpaĂ, meine FĂ€higkeiten in neuen Arbeitsbereichen zu erweitern, wie dem Bloggen đ. SelbstverstĂ€ndlich werden auch meine japanischen Sprachkenntnisse mit jedem Tag besser. Und es ist unbestreitbar, dass man ein Land erst richtig kennenlernt, wenn man dort eine Weile lebt â ganz anders als bei einem Urlaubsaufenthalt.
Ein groĂer Nachteil ist, dass ich aufgrund der Zeitverschiebung öfter mal bis spĂ€t in die Nacht arbeiten muss. Und auch, wenn die Ruhe angenehm ist, passiert es ab und zu, dass man sich ein wenig allein fĂŒhlt.
In meiner speziellen Situation war es auĂerdem ein Nachteil, kein deutscher StaatsbĂŒrger zu sein, denn das hat fĂŒr zusĂ€tzlichen bĂŒrokratischen Aufwand gesorgt.
So ein Remote Work-Vorhaben erfordert in jedem Fall eine sehr genaue Vorbereitung, Zeit, Aufwand und ehrlicherweise einige Nerven. Es ist viel Papier- und Organisationskram. NatĂŒrlich sollte man vorher auch immer genau prĂŒfen, ob sich eine lĂ€ngere Zeit im Ausland finanziell lohnt oder zumindest tragbar ist. Als Deutscher in einer japanischen Firma wĂ€re es eventuell finanziell weniger vorteilhaft, da die durchschnittlichen GehĂ€lter, unter denen der USA oder Europa liegen â und das bei relativ hohen laufenden Kosten.
Mein Japan-Abenteuer hat es mir ermöglicht, sowohl beruflich als auch persönlich zu wachsen. Unter Strich kann ich euch nur empfehlen, es auch mal mit einem Jahr im Ausland zu probieren. Bereitet euch gut vor, prĂŒft vorab auch die finanziellen Faktoren und mögliche kulturelle HĂŒrden vor Ort â dann klappt alles und ihr seid um eine wertvolle Erfahrung reicher!
In meinem nĂ€chsten Beitrag möchte ich endlich mal etwas tiefer in die Verkaufsstrategien und das Marketing in Japan eintauchen â immerhin sind solche Themen fĂŒr uns als Kommunikationsagentur besonders spannend und es gibt sicher viel Neues zu lernen. Ich freue mich darauf, meine zukĂŒnftigen Abenteuer und Erlebnisse mit euch zu teilen.
Bis zum nÀchsten Mal,
euer Yasuyuki.
Vielseitig, technikbegeistert und neugierig â Yasuyuki macht vor kaum einer Herausforderung halt und landet so nicht nur unsere Drohne, sondern auch Web-, Video- und 3D-Inhalte zielgenau auf den Punkt.